Zusammenfassung:

1. Im Rahmen der Evidenzbasierten Medizin (EbM) ist Plausibilität zwar wünschenswert, aber nicht das entscheidende Kriterium für die Beurteilung einer medizinischen Maßnahme. Weder fehlendes Wissen über einen plausiblen Wirkmechanismus, noch der Hinweis, in homöopathischen Arzneimitteln sei keine Wirksubstanz enthalten (das gilt nur für homöopathische Potenzen oberhalb von C 12/D 24) rechtfertigen a priori die Schlussfolgerung, Homöopathie sei unwirksam.

2. Eine große Zahl von Einzelstudien (RCTs), etliche Metaanalysen und Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass homöopathische Interventionen wirksam sind.

3. Die Qualität klinischer Homöopathie-Studien oder -Metaanalysen dürfte genauso unterschiedlich sein, wie die von klinischen Studien in anderen Bereichen der Medizin. Für die Annahme, Homöopathiestudien seien im Vergleich zu klinischen Studien in anderen Bereichen der Medizin durchgängig von schlechterer Qualität, findet sich in der Literatur kein Beleg.

1. „Wo nichts drin ist, kann auch nichts wirken“ – Plausibilität versus Wirksamkeit?

Als ein Hauptargument gegen die Homöopathische Medizin wird von Kritikern angeführt, in homöopathischen Medikamenten sei kein Wirkstoff enthalten.

Dies trifft nur teilweise zu. Homöopathische Arzneimittel stehen in verschiedenen Potenzstufen zur Verfügung.

In homöopathischen Arzneien unterhalb einer D 24 oder C 12 ist unbestritten ein Wirkstoff enthalten und nachweisbar. Wer sich mit der o.g. Argumentation nicht dem Vorwurf einer ungerechtfertigten Pauschalisierung ausgesetzt sehen möchte, sollte gleichzeitig mit seiner Kritik klarstellen, ab welcher Potenzstufe dieses Argument tragfähig ist. Keinesfalls ist dieses Argument generell auf die homöopathische Medizin als Ganzes anwendbar.

Die o.g. Aussage, im Kontext mit der Feststellung das Wirkprinzip der homöopathischen Medizin sei nicht nachvollziehbar, führt offensichtlich zu der Schlussfolgerung, Homöopathie sei unwissenschaftlich und könne a priori nicht wirksam sein.

Wissenschaftlichkeit in der Medizin findet ihren Ausdruck im pragmatischen Ansatz der Evidenzbasierten Medizin (EbM). Im Rahmen der EbM ist Plausibilität zwar wünschenswert, aber nicht das entscheidende Kriterium für die Beurteilung einer medizinischen Maßnahme. Entscheidend ist ihre Wirksamkeit. Dabei ist letztlich unerheblich, ob ein Wirkmechanismus bekannt ist, gemäß dem aktuellen Stand unseres Wissens plausibel erscheint – oder nicht. Einer der Väter der EbM in Deutschland, H. Raspe, ehemals langjähriger Leiter des Instituts für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Lübeck, beschreibt diesen Sachverhalt folgendermaßen:

„[…] Ebensowenig wird man mögliche Wirksamkeitsbelege zu Homöopathika mit physikalischen Argumenten kontern können. Umgekehrt wird man sich in der „Schulmedizin“ nicht von wirksamen Medikamenten trennen wollen, nur weil man ihre Pharmakodynamik (noch) nicht verstanden hat. […] Wichtiger als die Frage „warum“ ist und bleibt die Frage „ob“ (etwas wirkt). […] Um Missverständnissen vorzubeugen: biologische Plausibilität ist wünschenswert und aus vielen Gründen befriedigend, auch für Patienten: sie ist für die Praxis der EBM aber weder notwendig noch hinreichend […]“ (22).

Eichler und Mitarbeiter vom Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universität Mainz führen dazu in einem Beitrag des Deutschen Ärzteblattes aus:

„[…] Die EBM formuliert keinen Anspruch bezüglich der Erklärung oder des Verstehens sachlicher Zusammenhänge. Sie fordern empirische Nachweise, unabhängig von den theoretischen Überlegungen, denen sie entstammen. Dies hat zum Beispiel zur Konsequenz, dass wir, streng genommen, die in unseren Kursen gerne diskutierte Homöopathie nicht auf der Basis der homöopathischen Informationstheorie kritisieren dürften […]“ (7).

Plausible Hypothesen über den Wirkmechanismus eines Medikamentes (oder anderer medizinischer Maßnahmen) alleine rechtfertigen nicht deren Verwendung – und seien sie auch noch so gut begründet. Es gibt eine lange Liste von Medikamenten, deren Wirkmechanismus plausibel erschien, ihre Wirksamkeit auf Surrogatparameter führte zur Zulassung. Bei der Prüfung patientenrelevanter Endpunkte stellte sich jedoch heraus, dass die Intervention entweder letztlich unwirksam war, oder der Schaden größer als ihr Nutzen (einige Beispiele: erhöhte Mortalität trotz Cholesterinsenkung durch Clofibrat, CAST – Studie: Bessere Überlebenschance in der Placebogruppe trotz Unterdrückung von potentiell tödlichen Herzrhythmusstörungen nach Herzinfarkt durch Klasse-I- Antiarrhythmika, Zunahme der Knochendichte durch Fluoride ging mit 3-fach höherer Frakturrate einher (21), weitere Beispiele siehe (1)).

Wenn also die Plausibilität einer medizinischen Intervention, d.h. unsere Hypothese über den Wirkmechanismus, kein hinreichendes Kriterium für ihre Beurteilung ist, gilt genauso andersherum: Nur weil wir nicht wissen, wie und warum ein Medikament wirkt, können wir nicht a priori auf seine Unwirksamkeit schließen.

2. Wirksamkeit der homöopathischen Medizin in klinischen Studien

Ein relevantes Kriterium für Wissenschaftlichkeit ist die Frage, ob eine medizinische Intervention grundsätzlich auf ihre Wirksamkeit hin überprüfbar ist (18). Als „Goldstandard“ gelten klinische Studien, insbesondere RCTs.

Die Wirksamkeit der homöopathischen Behandlung wurde durch klinische Studien gemäß wissenschaftlich allgemein akzeptiertem Studiendesign überprüft:

2.1. Randomisierte Doppelblindstudien (RCT)

Bis Ende 2014 wurden 189 randomisierte kontrollierte Studien zur Homöopathie bei 100 verschiedenen Erkrankungen in peer-reviewed Zeitschriften veröffentlicht. Davon waren 104 placebo – kontrollierte Studien. Bezogen auf alle Studien fielen 5% negativ aus, bei 54% der Studien war das Ergebnis nicht eindeutig und bei 41% eindeutig zugunsten der Homöopathischen Behandlung (16). Hahn hat vorliegende klinische Studien ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis: „Um den Schluss ziehen zu können, dass Homöopathie einer klinischen Wirkung entbehrt, müssten zumindest 90% der vorhandenen klinischen Studien außer Acht gelassen werden. Alternativ müssten fehlerhafte statistische Methoden angewendet werden.“ (12), siehe Anlage 1.

Auf alle Einzelstudien einzugehen, würde den Umfang dieser Stellungnahme sprengen. Aus aktuellem Anlass sei auf klinische Studien hingewiesen, die nahelegen, dass durch eine homöopathische Behandlung der Einsatz von Antibiotika in der ambulanten Behandlung reduziert werden kann (11, 13, 27).

2.2. Metaanalysen

Ebenso kommen Metaanalysen verschiedener Autoren zu einem positiven Ergebnis zugunsten der homöopathischen Intervention, siehe Anlage 1.

Insbesondere sei auf die Metaanalyse von Mathie aus dem Jahr 2014 hingewiesen (20, 28, 29). Es wurden ausschließlich Studien eingeschlossen, in denen die Wirksamkeit gemäß dem homöopathischen Ähnlichkeitsprinzip individualisiert verschriebener Arzneien evaluiert wurden, einschließlich „Hochpotenzen“ (Potenzierung > D 24 / C 12),. Das Risiko für Verzerrung wurde anhand aktuell gültiger Cochrane-Kriterien bewertet (Risk of Bias). Von insgesamt 32 Studien erfüllten 22 die geforderten Einschlusskriterien.

Die zusammengefasste Odds-Ratio (OR) zu Gunsten der homöopathischen Behandlung beträgt 1,53 (95% CI 1,22 – 1,91). Die OR für die Studien bester Qualität steigt auf 1,98 (95% CI 1,16 – 3,38, statistisch signifikant).

2.3. Versorgunsforschung/Beobachtungsstudien

Randomisierte Doppelblindstudien (RCT) weisen eine hohe interne Validität auf. Das, was gemessen wird, kann in einer „guten“ Studie ohne Verzerrungspotenzial (Risk of Bias) mit einiger Sicherheit erfasst werden. Die bekannte Kritik gegenüber RCTs in Bezug auf die Versorgungsrealität besteht darin, dass durch das spezifische Studiendesign, z.B. durch restriktive Ein- bzw. Ausschlusskriterien eine hoch selektive Patientengruppe zur Auswertung gelangt. Die Bedingungen der all- täglichen medizinischen Versorgung werden häufig in RCTs nicht gut abgebildet. Ebenso hinterlässt die kurze Dauer vieler RCTs Unsicherheiten hinsichtlich des langfristigen Verlaufes (23). Studien im Rahmen der Versorgungsforschung bzw. Beobachtungsstudien wird eine höhere externe Validität zugeschrieben, mit denen die Realität des medizinischen Alltags in Bezug auf eine unselektierte Patienten- gruppe besser abgebildet werden kann.

Beobachtungsstudien zeigen mehrheitlich, dass unter „normalen“ Bedingungen des medizinischen Alltags homöopathische Interventionen Wirksamkeit aufweisen (umfangreiche Übersicht über vorliegende Studien in: (26)).

Beispielhaft sei eine prospektiven Kohortenstudie der Charité Berlin angeführt: Es wurden 3.981 Patienten, 97 % mit chronischen Krankheiten, von 103 Ärzten in Deutschland und der Schweiz zusätzlich individualisiert homöopathisch behandelt. Sowohl Ärzte als auch Patienten erfassten die Intensität von Beschwerden mit einer numerischen Ratingskala sowie die Lebensqualität mit einem Standardfragebogen. Ohne auf alle Einzelheiten der Studie einzugehen, zeigte sich eine statistisch signifikante Besserung bei nahezu allen erhobenen Parametern. Die größte Auswirkung auf Krankheitssymptome erfolgte innerhalb der ersten drei Monate mit fast 50% Besserung. Kinder und Patienten mit schwereren Krankheiten profitierten am stärksten (30). Bei einer Nachuntersuchung acht Jahre später zeigte sich, dass der positive Effekt nachhaltig war (31).

Die Annahme, homöopathische Behandlungen hätten in Studien keinen Wirknachweis erbracht, der über einen Placeboeffekt hinausgeht, ist falsch und mit der vorliegenden Literatur nicht vereinbar.

3. Qualität klinischer Homöopathiestudien – Messen mit zweierlei Maß?

Obwohl viele klinische Studien zu positiven Ergebnisse zugunsten der homöopathischen Intervention kommen, wird bei voreingenommener Betrachtung kritisiert, dass die Studien von mangelhafter Qualität seien und deswegen, trotz positiver Studienergebnisse, von der Unwirksamkeit der Homöopathie auszugehen sei. Gleichzeitig wird nahe gelegt, dass es im Vergleich zur Homöopathie in anderen Bereichen der Medizin ganz überwiegend gesicherte Erkenntnisse und robuste Evidenz gäbe.

Shang und Mitarbeiter, gewiss keine Befürworter der Homöopathie, haben 110 klinischen Studien aus der Homöopathieforschung 110 vergleichbare Studien aus dem Bereich der konventionellen Medizin gegenübergestellt und ihre Qualität beurteilt.

Unter den Homöopathiestudien fand die Arbeitsgruppe 21 Studien von hoher Qualität (19%), unter den Studien zu konventionellen Arzneimitteln 9 Studien (8%) (17, 24).

Die Qualität von HomöopathieStudien wird genauso unterschiedlich sein, wie die, in anderen Bereichen der Medizin. Die mangelhafte Qualität von klinischen Studien kann ein generelles Problem in allen Bereichen der Medizin sein, darauf nimmt eine Vielzahl von Veröffentlichungen Bezug (1, 3, 4, 8, 9, 10, 23, 25), siehe Beispiele in Anlage 2.

Bei der Beurteilung der Homöopathischen Medizin werden offensichtlich andere Maßstäbe angelegt, als bei der Beurteilung konventioneller Medikamente. Dies lässt sich exemplarisch anhand der S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ zeigen. Ihr ist zu entnehmen:

„[…] Bei leichten Depressionen ist ein Unterschied zwischen Placebo und Antidepressiva statistisch nicht nachweisbar […]“ ((6), S. 68). Dennoch, obwohl die Wirksamkeit nicht belegt ist, wird in der Leitlinie wenig Seiten später die Verordnung von Antidepressiva (unter bestimmten Umständen) empfohlen: „[…] Für einen Einsatz von Antidepressiva bei einer leichten depressiven Episode können u. a. sprechen: Wunsch/Präferenz des Patienten […]“ ((6), S. 75).

Die S3-Leitlinie empfiehlt also  trotz negativer Evidenz bei leichten Depressionen Antidepressiva zu verordnen. Was spricht dann bei unvoreingenommener Betrachtung grundsätzlich gegen den Einsatz homöopathischer Arzneien?  Patienten wünschen es, obwohl  die Schulmedizin sie für wirkungslos hält!

Gute, nicht verzerrte und nicht interessengeleitete Arzneimittelstudien sind wünschenswert und für eine rationale Medizin unverzichtbar. Bei unvoreingenommener zur Kenntnisnahme, dass die Qualität von klinischen Studien in allen Bereichen der Medizin offensichtlich nicht durchgängig hoch ist, gibt es keinen rationalen Grund, diesen Umstand nur einseitig auf die homöopathische Medizin zu beziehen.

Anlage 1

Zusammenfassung der Ergebnisse einiger Metaanalysen klinischer Homöopathiestudien

Clinical trials of homoeopathy Kleijnen, J. et al (15)

* Anzahl ausgewerteter Studien: 107 * Positives Ergebnis zugunsten der Homöopathie: 81 Studieno Ergebnisse statistisch signifikant

Are the clinical effects of homeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled trials. Linde, K. et al (19)

* Anzahl der Studien: 119 – ausgewertet: 89 *Zusammengefasste OR zugunsten der homöopathischen Behandlung für alle 89 ausgewerteten Studien: 2.45 (95% CI 2.05 – 2.93); OR für 26 Studien guter Qualität: 1.78 (95% CI 1.03 – 3.10) * Es zeigte sich eine Tendenz zur Abnahme der Effekte in Studien höherer Qualität. Allerdings wiesen auch die 10 besten Studien noch einen Effekt zugunsten der homöopathischen Behandlung auf. *Ergebnisse statistisch signifikant

Evidence of clinical efficacy of homeopathy. A meta-analysis of clinical trials. Cucherat, M. et al (4)

*Anzahl der Studien: 118 – strenge Einschlusskriterien erfüllen 17 Studien

* Diese weisen zusammengefasst ein statistisch (hoch-) signifikant positives Ergebnis zugunsten der homöopathischen Behandlung auf (p = 0,00036), mit einer Tendenz zur Abnahme der Signifikanz bei Studien höherer Qualität

Randomised placebo-controlled trials of individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis Mathie, R.T. et al (20)

*Anzahl der Studien: 32 – ausgewertet: 22 *Metaanalyse von Studien, nur mit individualisiert verschriebenen homöopathischen Arzneien, einschließlich „Hochpotenzen“ (Potenzierung > als D 24 / C 12)

Zusammengefasste OR zugunsten der homöopathischen Behandlung für alle 22 ausgewerteten Studien: 1.53 (95% CI 1.22 – 1.91).

OR für die Studien bester Qualität steigt auf 1.98 (95% CI 1.16 – 3.38).o Ergebnisse statistisch signifikant

Homeopathy: meta-analyses of pooled clinical data Hahn (12)

„ […] To conclude that homeopathy lacks clinical effect, more than 90% of the available clinical trials had to be disregarded. Alternatively, flawed statistical methods had to be applied. Future meta-analyses should focus on the use of homeopathy in specific diseases or groups of diseases instead of pooling data from all clinical trials. […]“

Bis Ende 2014 wurden 189 randomisierte kontrollierte Studien zur Homöopathie bei 100 verschiedenen Erkrankungen in peer- reviewed Zeitschriften veröffentlicht. Davon 104 placebo-kontrollierte Studien. (16)

Ausführliche Darstellung und Diskussion aller verfügbaren Metaanalysen: (12, 14, 28, 29)

Anlage 2

Beispiele für Kritik an der Qualität medizinischer Evidenz

Mapping the Cochrane evidence for decision making in health care. El Dib, R. P. et al; J Eval Clin Pract, 2007 (8)

Bei 96% (!) von 1.016 zufällig ausgewählten Cochrane-Analysen bleibt unklar, ob die Intervention wirksam ist oder nicht – überwiegend erfolgt die Empfehlung, zur Klärung der Wirksamkeit weitere Studien durchzuführen

Evolution of poor reporting and inadequate methods over time in 20.920 randomised controlled trials included in Cochrane reviews: research on research study. Dechartres, A., et al; BMJ, 2017 (5)

Die Untersuchung aus dem Jahr 2017 analysiert die Qualität von klinischen Studien in 2.001 Cochran – Reviews (insgesamt über 20.000 Studien). Je nach untersuchtem Kriterium war die Qualität von zumindest 50 – 60% der Studien wegen des hohen oder unklaren Verzerrungspotentials („Risk of Bias“) mangelhaft.

Systematische Übersichtsarbeiten zu Krebs in high-impact Journals: Inhalt und Qualität im Vergleich zu Cochrane Reviews Goldkuhle, M. et al; Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, 2017 (10)

Schlussfolgerung im Original: „Eine wachsende Anzahl von SR [Systematische Reviews]werden in einflussreichen Journals publiziert. Am Beispiel von krebsbezogenen SR zeigt sich, dass diese häufig zitiert werden, die Qualität allerdings defizitär ist. CR [Cochrane Reviews] sind von höherer Qualität, werden aber seltener zitiert. Evidenz aus SR in der Krebsversorgung sollte deshalb kritisch hinterfragt werden und es existiert ein anhaltender Bedarf in der Verbesserung der Qualität.“

Diskrepante Ergebnisse bei randomisiert kontrollierten Studien, Systematic Reviews und Metanalysen zu identischen Fragestellungen – Wie kann das sein? Sönnichsen, A. et al; Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, 2017 (25)

Auszug aus dem Originaltext: „[…] Es zeigten sich Diskrepanzen hinsichtlich der eingeschlossenen Primär- und Sekundärstudien bedingt durch erhebliche Qualitätsmängel für alle fünf Gruppen von Medikamenten. […] Für VKA/NOAK fanden wir 31 SR, von denen nur zwei qualitativ hochwertig waren. Insgesamt wiesen nur 8 der 110 von uns in diese Analyse inkludierten wissenschaftlichen Arbeiten hohe Qualität auf (7,3%). […]

Comparative efficacy and acceptability of 21 antidepressant drugs for the acute treatment of adults with major depressive disorder: a systematic review and network meta-analysis. Cipriani, A., et al; Lancet, 2018 (2, 3)

Die größte aller Übersichtsarbeit zur Medikamentengruppe der Antidepressiva bescheinigt lediglich 18% der 522 inkludierten Studien ein geringes Risiko für Verzerrung.

Levels of Evidence Supporting American College of Cardiology/American Heart Association and European Society of Cardiology Guidelines, 2008-2018. Fanaroff, A.C. et al; JAMA, 2019 (9)

In 25 aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) mit insgesamt 3.399 Empfehlungen basieren lediglich 14,2% der Empfehlungen auf Daten aus multiplen RCTs oder einer einzelnen großen RCT. Alle weiteren Empfehlungen (85,8%) werden aus kleinen RCTs, Beobachtungsstudien oder einem Expertenkonsens abgeleitet.

Stellungnahme zur Frage der Wirksamkeit homöopathischer Medizin Literatur

  1. (1)  Antes, G., (Herausgeber): Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin. Huber-Verlag, 2013
  2. (2)  arznei-telegram: Antidepressiva besser als ihr Ruf? Viel Rummel um neue Metaanalyse. 2018; 49: 41-3
  3. (3)  Cipriani, A., et al.: Comparative efficacy and acceptability of 21 antidepressant drugs for the acute treatment of adults with major depressive disorder: a systematic review and network meta-analysis. Lancet 2018, 391: 1357-66
  4. (4)  Cucherat, M. et al: Evidence of clinical efficacy of homeopathy. A meta-analysis of clinical trials. Eur J Clin Pharmacol. 2000 Apr;56(1):27-33. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10853874 (Zugriff: Nov. 2019)
  5. (5)  Dechartres, A., et al: Evolution of poor reporting and inadequate methods over time in 20920 randomised controlled trials included in Cochrane reviews: research on research study; BMJ. 2017 Jun 8: 357
  6. (6)  DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression. S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung, 2. Auflage. Version 5. 2015
  7. (7)  Eichler, M. et al: Evidenzbasierte Medizin – Möglichkeiten und Grenzen. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 112, Heft 51–52, 21. Dezember 2015
  8. (8)  El Dib, R. P. et al: Mapping the Cochrane evidence for decision making in health care. Journal of Evaluation in Clinical Practice 2007, 13: 689-692.
  9. (9)  Fanaroff, A.C. et al: Levels of Evidence Supporting American College of Cardiology/American Heart Association and European Society of Cardiology Guidelines, 2008-2018. JAMA. 2019 Mar 19;321(11):1069-1080.
  10. (10)  Goldkuhle, M., et al: Systematische Übersichtsarbeiten zu Krebs in high-impact Journals: Inhalt und Qualität im Vergleich zu Cochrane Reviews. Meeting Abstract, 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin
  11. (11)  Grimaldi-Bensouda, L. et al: Management of upper respiratory tract infections by different medical practices, including homeopathy, and consumption of antibiotics in primary care: the EPI3 cohort study in France 2007- 2008. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24646513
  12. (12)  Hahn, R.: Homeopathy: meta-analyses of pooled clinical data. Forsch Komplementmed. 2013;20(5):376-81.
  13. (13)  Hamre, H.J., et al: Antibiotic Use in Children with Acute Respiratory or Ear Infections: Prospective Observational Comparison of Anthroposophic and Conventional Treatment under Routine Primary Care Conditions. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25505919
  14. (14)  Hamre, H.J., et al: Wissenschaftliches Gutachten zum Antrag V-01 „Echter Patient*innenschutz: Bevorteilung der Homöopathie beenden!” Antrag zur Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis90/DieGrünen am 15.-17. November 2019 in Bielefeld; Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie an der Universität Witten/Herdecke
  15. (15)  Kleijnen, J et al: Clinical trials of homoeopathy. BMJ. 1991 Feb 9;302(6772):316- 23. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1825800 (Zugriff: Nov. 2019)
  16. (16)  Homeopathy Research Institut: www.hri-research.org/de (Zugriff: Nov. 2019)
  17. (17)  Homeopathy Research Institut www.research.org/de/informationsquellen/homeopathy-faqs/research-done-in- homeopathy-is-poor-quality-so-you-cant-trust-the-results/ (Zugriff: Nov. 2019
  18. (18)  Köbberling: Der Begriff der Wissenschaft in der Medizin, AWMF, online; www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Die_AWMF/Service/Gesamtarchiv/AWMF -Konferenz/Der_Begriff_der_Wissenschaft_in_der_Medizin.pdf
  19. (19)  Linde, K. et al: Are the clinical effects of homeopathy placebo effects? A meta- analysis of placebo-controlled trials. Lancet. 1997 Sep 20;350(9081):834-43. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/0009310601 (Zugriff: Nov. 2019)
  20. (20)  Mathie, R.T. et al: Randomised placebo-controlled trials of individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis. Systematic Reviews 2014, 3:142. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25480654 (Zugriff: Nov. 2019
  21. (21)  Mühlhauser, I., Berger, M.: Surrogat-Marker: Trugschlüsse. Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 49, 6. Dezember 1996
  22. (22)  Raspe, H.: Evidence based medicine: Modischer Unsinn, alter Wein in neuen Schläuchen oder aktuelle Notwendigkeit? Z ärztl Fortbild (ZaeF), Gustav Fischer Verlag Jena,1996; 90: 553–562
  23. (23)Rödiger, T. et al: Klinische Studien: Genauere Evidenz für Präzisionsmedizin notwendig. Dtsch Arztebl 2019; 116(39): A-1708
  24. (24)  Shang, A. et al: Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16125589
  25. (25)  Sönnichsen, A. et al: Diskrepante Ergebnisse bei Randomisiert kontrollierten Studien, Systematic Reviews und Metanalysen zu identischen Fragestellungen – Wie kann das sein? Meeting Abstract, 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin
  26. (26)  Teut, M.: Versorgungsforschung zur Homöopathie. www.carstens-stiftung.de/artikel/versorgungsforschung-zur-homoeopathie.html
  27. (27)  Trichard, M. et al: Pharmacoeconomic comparison between homeopathic and antibiotic treatment strategies in recurrent acute rhinopharyngitis in children. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15751328
  28. (28)  Wallach, H.: Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Homöopathie – Teil 2 www.homöopathie-forschung.info/wirtschaftlichkeit-2/
  29. (29)  Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (Hrsg.): Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. Mai 2016. www.homoeopathie-online.info/wp-content/uploads/Der-aktuelle-Stand-der- Forschung-zur-Homöopathie-2016-WissHom.pdf
  30. (30)  Witt, C.M. et al: Homeopathic medical practice: Long-Term Results of a cohort study with 3981 patients. BMC Public Health 2005, 5:115
  31. (31)  Witt, C.M. et al: How healthy are chronically ill patients after eight years of homeopathic treatment? – Results from a long term observational study. BMC Public Health 2008;8:413

Dr. Berger für die Gesellschaft Homöopathischer Ärzte in Schleswig-Holstein und Hamburg